News aus dem Himalaya

Nach über 1 1/2 Jahren konnte Daniel Bürgi Ende September wieder nach Nepal reisen. Hier sein aktueller Bericht nach drei Wochen im Land:

«Herzliche Grüsse aus Nepal! Ich bin seit drei Wochen vor Ort im Himalaya und besuche unsere Projektstandorte. Wie ihr euch vorstellen könnt, gibt es nach meiner langen Abwesenheit viel zu erledigen und auszusortieren. Der durch Covid verursachte Schaden geht weit über das hinaus, was ich aufgrund der offiziellen Zahlen und der mir vorliegenden Berichte erwartet hatte. Es gibt kaum eine Familie, die nicht jemanden durch die Krankheit verloren hat, und in manchen Fällen wurden ganze Familien ausgelöscht. Wirtschaftlich scheinen die Wohlhabenden sich gut gemausert zu haben, aber die Armen sind noch ärmer geworden. In Pokhara sind die Slums und Squatter-Viertel stark gewachsen, und wenn man sich im Morgengrauen auf die Strassen der Stadt begibt, sieht man, dass die Zahl der Tagelöhner auf der Suche nach Arbeit stark angestiegen ist.


Yangri

Zu Beginn meines Aufenthalts war ich in Yangri, um mich mit Sonam, unserem Projektmanager in Yangri, auszutauschen und um vor Ort zu sehen, was von der Schule nach der Sturzflut noch übrig geblieben ist.

Ich freue mich sehr, euch mitteilen zu können, dass unsere Mitarbeiter trotz der im Moment schwierigen Umstände hoch motiviert sind, sowohl den Unterricht unter den temporären Bedingungen weiterzuführen, als auch den Wiederaufbau anzupacken.

Ich freue mich auch über die Formierung eines Schulleitungs-Teams (anstelle der Ernennung eines Schulleiters), um die Schule noch besser zu führen. Auch haben wir mehrere potenzielle Bauplätze für den Wiederaufbau der Schule besucht. Die Entscheidung für einen Standort sowie der Beginn des Wiederaufbaus erfordern aber noch mehr sorgfältiges Abwägen und Planen.

Der Schulalltag mit begrenzten Räumlichkeiten und temporärer Infrastruktur fordert die volle Aufmerksamkeit des Teams. Die Schule ist jetzt wieder voll in Betrieb mit persönlicher Anwesenheit für alle Schüler (Kindergarten bis siebte Klasse). Bei der Flutkatastrophe wurden fünf Gebäude weggerissen. Zelte dienen jetzt als temporäre Klassenzimmer, Personalunterkünfte mussten außerhalb des Geländes angemietet werden, und Nebenräume wie die Bibliothek mussten umfunktioniert werden, um Platz für die insgesamt neun Klassen zu schaffen. Ein Grossteil des Schulmaterials muss noch ersetzt werden – die Herausforderungen für das Team sind enorm! Ich freue mich darauf, zu einem späteren Zeitpunkt mehr Details und Bilder mit euch zu teilen.

Temporäres Klassenzimmer in Yangri. Die Lehrerinnen und Lehrer leisten Grossartiges und stellen sicher, dass der Unterricht trotz viel Improvisieren weitergeht.


Pokhara

Nach Yangri ging meine Reise weiter nach Pokhara, wo ich mit der Leitung die verschiedenen Aspekte unserer Arbeit mit den Strassenkindern und der Recycling Fabrik besprochen habe. Die grosse Herausforderung besteht darin, die durch Covid aufgezwungenen Einschränkungen für die Projektarbeit nun zu überwinden und wieder mit voller Fahrt vorwärts zu gehen.

Ganz erfreulich ist der Fortschritt der ehemaligen Strassenkinder. Der Kontrast zwischen ihrem früheren Leben auf der Strasse mit Gewalt, Missbrauch, Banden, Drogen etc, und ihrem Leben jetzt im Rahmen unserer Street-To-School Heime ist gewaltig.

Einige der älteren Jungs stehen jetzt völlig selbständig auf eigenen Beinen, verdienen ihren Lebensunterhalt in geregelten Arbeitsverhältnissen, und sind in der Gesellschaft integriert. Sie leben mit Hoffnung und Glauben, und das freut mich enorm. Ein Beispiel ist Sandeep:

Sandeep ist ein ehemaliger Strassenjunge. Nach vier Jahren Rehabilitation und Ausbildung bei Himalyan Life ist er jetzt seit über zwei Jahren an derselben Arbeitsstelle im Service (s. Bild links). Wegen der gegenwärtigen Flaute im Tourismus baut er jetzt Tische für das Restaurant, und wendet so gleich an, was er in der Ausbildung bei uns gelernt hat (s. Bild rechts).


Herzlichen Dank weiterhin für alle Unterstützung und Gebete!»


Herzlichst
Dani Bürgi